Jeden Tag sei sie dankbar, überhaupt noch am Leben zu sein. Um ein Haar wäre Viktoria Schwarz im Vorjahr verunglückt – und hätte es nicht einmal mitbekommen.

Im Mai 2016 war die Linzerin während des Schlafwandelns rund sieben Meter vom Balkon in die Tiefe gestürzt. Dass "nur" die Schulter und das Nasenbein gebrochen sowie das Fersenbein eingerissen war, grenzte an ein kleines Wunder. "Ich denke selbst noch oft darüber nach", sagt die 32-Jährige rückblickend. Der Sturz habe die Prioritäten in ihrem Leben verändert. Jedoch nicht ihre Ziele.

Hält sie ein Kanu-Paddel in Händen, ist Schwarz in Österreich top – und in Kombination mit Ana Roxana Lehaci ist sie sogar Weltklasse. Die Zweier-Besatzung Lehaci/Schwarz zählte vor den Olympischen Spielen in Rio als heißer Anwärter auf einen Platz in Medaillennähe. Nach ihrem Balkonsturz schien ihr Traum von Rio jedoch bereits geplatzt. "Die Hoffnung habe ich aber nie aufgegeben", schuftete Schwarz damals trotz Schulter-Bandagen unermüdlich weiter.

Das sollte sich auszahlen. Zumindest teilweise. Schwarz durfte in Rio starten, allerdings nicht im Zweier mit Lehaci, der mit der fitten Yvonne Schuring erfolgsversprechender schien, sondern im Einzel. Dass am Ende für die nach wie vor angeschlagene Oberösterreicherin nicht mehr als Rang 21 herausschaute, wirkt angesichts ihres Leidenswegs wie Makulatur.

Jener Leidensweg war mit Olympia jedoch noch nicht zu Ende. Nach zwei weiteren Operationen im vergangenen Herbst sowie im Frühjahr blickt die einstige BORG-Linz-Absolventin nun wieder schmerzfrei nach vorne: in Richtung der Sommerspiele 2020 in Tokio. "Mit Olympia habe ich noch eine Rechnung offen", hat sie ihren Kampfgeist trotz all der Rückschläge nicht verloren.

Ebenfalls nicht verloren hat sie Ana Roxana Lehaci, mit der sie bei der heute in Racice (Cz) beginnenden Weltmeisterschaft um den Einzug in einen Endlauf paddelt.

http://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/menschen/Der-Traum-der-Schlafwandlerin;art111731,2657767

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